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02. September 2024

Zweitmeinung bei der Techniker Krankenkasse möglich

88 % der Rücken-OPs sind unnötig

Die Techniker Krankenkasse (TK) bietet ihren Versicherten die Möglichkeit, eine sogenannte Zweitmeinung einzuholen, bevor sie sich einer Rückenoperation unterziehen. Diese Initiative der TK soll sicherstellen, dass die Versicherten fundierte Entscheidungen über ihre geplante Behandlung treffen können. Die TK-Versicherten können sich an die Krankenkasse wenden, um ein interdisziplinäres Schmerzzentrum zu finden, das dann eine unabhängige Bewertung des Falles vornimmt. In 88 % der Fälle sei den Teilnehmer*innen von einer Rückenoperation abgeraten worden, und im Folgejahr sei kein entsprechender Eingriff abgerechnet worden, teilte die TK mit.

Der TK-Vorstandsvorsitzende Dr. Jens Baas erklärt: „In Deutschland wird leider immer noch zu schnell zum Messer gegriffen.“ In einigen Fällen seien solche Operationen an der Wirbelsäule zwar als letzte Option notwendig, aber die Entscheidung sollte gut abgewogen werden. „Wenn die allermeisten Teilnehmer*innen im Zweitmeinungsprogramm ohne OP auskommen, zeigt das unsere Fehler im System."

Techniker Krankenkasse: 88 Prozent der Rücken-OPs sind unnötig - „Wir brau­chen eine Klini­k­re­form für mehr Quali­tät”

Rückenerkrankungen gehörten 2023 zu den häufigsten Gründen für Krankschreibungen in Rheinland-Pfalz. Im Schnitt fehlte jede bei der TK versicherte Erwerbsperson drei Tage aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen. Insgesamt waren Menschen, die bei der TK im Land versichert sind, durchschnittlich 20,4 Tage krankgeschrieben.

Der TK-Landesvertretungsleiter Jörn Simon sagt hierzu: „Stress, Bewegungsmangel, einseitige Belastung am Arbeitsplatz oder auch im Homeoffice zählen zu den häufigen Ursachen für Muskel-Skelett-Erkrankungen. Nicht selten wird Betroffenen zu einer Operation geraten. Auswertungen von Zweitmeinungsverfahren zeigen jedoch, dass dies oft gar nicht nötig ist.“

Ein Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) von 2021 belegt, dass es im Verlauf der vergangenen 15 Jahre insbesondere bei jüngeren berufstätigen Menschen zu einer Zunahme hartnäckiger Rückenschmerzen gekommen ist, die mit einer hohen Chronifizierungsrate verbunden sind.

Rücken- und Nackenschmerzen sind in der Bevölkerung weit verbreitet und können die Lebensqualität bei einem Teil der Betroffenen deutlich mindern. Zum Zweck einer validen Schätzung der Prävalenzen von Rücken- und Nackenschmerzen wurde zwischen Oktober 2019 und März 2020 eine telefonische Querschnittsbefragung unter Erwachsenen in Deutschland (N = 5.009) durchgeführt. Neben der Häufigkeit und Intensität von Rücken- und Nackenschmerzen wurden dabei auch Angaben zur Lebensqualität und zu Begleiterkrankungen erhoben. Es zeigte sich, dass 61,3 % der Befragten in den letzten zwölf Monaten über Rückenschmerzen berichteten. Schmerzen des unteren Rückens sind etwa doppelt so häufig wie Schmerzen des oberen Rückens. 15,5 % der Befragten berichten von chronischen Rückenschmerzen. Des Weiteren geben 45,7 % an, dass sie im vergangenen Jahr Nackenschmerzen hatten. 15,6 % der Befragten berichteten, im letzten Jahr sowohl Schmerzen im unteren und oberen Rücken als auch im Nacken gehabt zu haben. Frauen sind von allen Schmerzarten häufiger betroffen als Männer. Etwa die Hälfte der Befragten schätzt ihre Rücken- und Nackenschmerzen als mäßig stark ein; ältere Befragte geben deutlich mehr Schmerzattacken pro Monat an als jüngere. Die Ergebnisse zeichnen ein umfassendes Bild der bevölkerungsbezogenen Beeinträchtigungen durch Rücken- und Nackenschmerzen. Sie werden im Rahmen der Studie BURDEN 2020 genutzt, um zentrale Indikatoren der Krankheitslast zu quantifizieren.

RKI: Prävalenz von Rücken- und Nackenschmerzen in Deutschland. Ergebnisse der Krankheitslast-Studie BURDEN 2020